Meine Beine sind einwärts gedreht

Häufige Frage von Eltern

Im Laufe des Wachstums erfolgt eine allmähliche Veränderung der Drehstellung (Torsion) der Beinachse von innen nach außen.
Verantwortlich für diese Erscheinung ist die Entwicklung des Ober- und Unterschenkels. Beide weisen vor der Geburt eine deutliche Einwärtsdrehung auf, die sich während des kindlichen Wachstums langsam zurück bildet.
Erst im Laufe der ersten Lebensjahre entwickelt sich allmählich eine normale Außendrehung des Unterschenkels (Tibia-Außentorsion) von etwa 20-30°, die dazu führt, dass die Füße beim Stehen und Gehen etwas nach außen zeigen.
Die Vornedrehung des Oberschenkelhalses (Femur-Antetorsion) bildet sich ebenfalls im Laufe der Kindheit, etwa bis zum Wachstumsschub vor der Pubertät, langsam zurück, sodass die Kniescheibe beim Stehen und Gehen allmählich nicht einwärts, sondern gerade nach vorne zeigt.

Bei allen Kindern, besonders jedoch bei Kindern mit neuromotorischen Erkrankungen, kann diese natürliche Entwicklung der Knochendrehung (Torsionsachsenentwicklung) verzögert sein oder vollständig ausbleiben.
Auf der Ebene des Unterschenkels führt dann eine weiterbestehende Unterschenkel-Einwärtsdrehung (Tibia-Innentorsion) zu einem „toe-in“, einer Einwärtsdrehstellung des Fußes. Bei sehr ausgeprägter Fehlform, besonders wenn Kinder eine erhöhte Stolperneigung aufweisen, ist eine operative Geradestellung (supramalleoläre Derotation) des Schienbeins notwendig. Aufgrund der raschen knöchernen Heilung wird diese Operation am besten im Alter von etwa 5 Jahren durchgeführt.

Auf Oberschenkelebene führt eine vermehrte Vornedrehung (Antetorsion) des Schenkelhalses (Femur-AT-Syndrom, Coxa antetorta) zu einem „knee-in“, einer Einwärtsdrehstellung der Kniescheibe beim Stehen und Gehen. Aufgrund der in nahezu 90% der Fälle eintretenden Spontankorrektur während des Wachstums stehen Beratung und Kontrolluntersuchungen im Vordergrund. Nur in seltenen Fällen ist eine operative Geradstellung (intertrochantäre Derotationsosteotomie) des Oberschenkels erforderlich.
Auf der Ebene des Fußes führt eine Sichelfuß-Fehlstellung (Metatarsus adductus) ebenfalls zu einem Einwärtsgangbild .

Bei gleichzeitigem Auftreten einer erhöhten Oberschenkel-Einwärts- (Femur-Antetorsion) und erhöhten Unterschenkel-Außendrehung (Tibia-Außentorsion) spricht man von einem „Malalignement-Syndrom“. Typisch ist der „knee-in“-Gang mit normalem Fußöffnungswinkel. Nur in sehr ausgeprägten, biomechanisch und kosmetisch sehr ungünstigen Fällen wird man zu doppelten operativen Geradstellungen (Korrekturosteotomien des Femurs und der Tibia) raten.